Saturday, March 5, 2011

genuss

Epitaph für Breguet und uns
vos, aeterni ignes, et non violabile vestrum
testor numen

– Aeneis, II,154

Mit dem Blick in das völlig leere Blau eines Himmels
Ziehen Winkel und Zahl über die Drehung herauf.
Bald ist die Nacht gepflügt und Tierkreise werden geerntet.
Diese Zeit soll herab, unter die Füße gelegt,
Zwischen die Stirnen gespannt, bis die Linien durch uns
Laufen, wieder Natur, der unser Beten gefällt.
Wilde, kreiselnde Frucht des Tourbillon: bei der Unruh:
Wo Zitronen noch blühn: dunkel Orangen noch glühn:
Ausgleich, der sich nicht hält: entgegen der luftigen Schwere:
Scharfe Gärung der Zeit: gegen den schwankenden Fluss:
Jeder Schritt in Grenzen der Genauigkeit abge-
Zählt: das Laufen des Kosmos mit den Händen erhofft.
Wenn ich den Ast in tote Erde stecke und plötzlich
Wächst der Flieder, wird Baum, Blüte und Wald, wächst die Angst.
Auf das Ixionrad, den Zirkel unter Ikonen,
Legt der ordnende Traum unsere Schläfen und singt
Von der Stille, die es nicht gibt, den Gestirnen.

Tobias Roth (*1985)

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